Ein Besuch auf dem Biohof Dolling – Vom Feld direkt auf Eure Teller!
Rene Dolling ist seit 30 Jahren landwirtschaftlicher Leiter auf dem Hof Dolling.
Radieschen müssen knackig sein, nicht schön!
Karotte, Gurke und jetzt ein Radieschen: Kinder snacken gerne Rohkost. Das weiß Ratatouille und packt darum regelmäßig Gemüsekisten für Kitas. Die Radieschen kommen vom Biohof Dolling – einem Familienbetrieb, der Landwirtschaft nicht nur liebt, sondern auch gerne erklärt.
„Die Eier sind ja heute so klein!“ Diesen Satz hört Familie Dolling öfter, wenn sie im Winter mit ihrem Stand auf dem Wochenmarkt an der Lambertikirche in Oldenburg steht. Rene Dolling muss ein bisschen schmunzeln, wenn er davon erzählt. Für den Landwirt aus Beckstedt im Landkreis Oldenburg ist das, was andere zum Staunen bringt, eine Selbstverständlichkeit – Natur pur eben.
Er betreibt seit rund 30 Jahren einen landwirtschaftlichen Betrieb und weiß, wie sich das Wetter auf Tiere und Pflanzen auswirkt. Er genießt es, mit den Jahreszeiten zu leben. Anfang der 90er-Jahre war der Hof Dolling fast verschwunden – ein paar Schweine, ein paar Schafe, das war’s.
1995 rollte wieder ein Traktor über den Hof, ein kleiner „Fendt“ mit nur 60 PS – der Neustart. Seitdem ist der Betrieb Stück für Stück gewachsen. Heute ist Dolling ein lebendiger Biohof mit Legehennen, Geflügel, Rindern und einem vielseitigen Getreide- und Gemüseanbau. 30 Hektar werden bewirtschaftet.
„Es gibt nichts Schöneres, als Lebensmittel zu produzieren“
“Es gibt nichts Schöneres, als Lebensmittel zu produzieren“, sagt Rene Dolling. Das sei „so ein Urding des Menschen“. Woher das Essen kommt – das habe ihn schon immer interessiert und das gebe er gerne weiter. Kein Wunder also, dass der Biohof Dolling und Ratatouille zueinander gefunden haben. Für uns ist es ganz wichtig, mit regionalen Anbietern zusammenzuarbeiten. Auch wollen wir den Kita-Kindern zeigen: Wie kommen die knackigen Radieschen in die Ratatouille-Gemüsekiste?
Für den Start lieferte Dolling uns 30 Kilo Radieschen pro Woche. Das reicht für rund 400 Rohkost-Portionen. Mit Schnittlauch ging es weiter, sechs Kilo pro Woche. Weitere Gemüsesorten folgen: Mairübchen, Kohlrabi, Tomaten, Gurken und Paprika. Nach und nach kann Dolling unsere Kinderküche mit mehr Gemüse versorgen. „Von Ratatouille werden wir viel lernen“, ist Rene Dolling überzeugt. „Ja, zum Beispiel, wie wir die Produkte am besten anliefern, damit sie perfekt in den Küchenablauf reinpassen“, ergänzt sein Sohn Jonas.
So kommen die Radieschen in die Kinderküche
Bestes Beispiel sind hier die Radieschen: Sie werden im Einzelhandel oft in Bündeln verkauft – und so lieferte sie Dolling zunächst auch. „Das ist für uns aber gar nicht nötig“, erklärt Paul Wilking von Ratatouille. „Wir verarbeiten sie ja sofort weiter.“ Sie können einzeln angeliefert werden. Das Grün darf dranbleiben: Da der Weg von Beckstedt nach Oldenburg kurz ist, bleibt es ja schön frisch. So lernen die Kita-Kids, wie die Radieschen aussehen, wenn sie aus dem Boden sprießen.
Der Weg von Beckstedt nach Oldenburg ist kurz, so bleibt das Gemüse frisch und das Team von Ratatouille kann den Gemüseanbau live miterleben.
„Schon als kleines Kind wollte ich geweckt werden, wenn die Schweine ferkelten. Und mit acht bin ich alleine Trecker gefahren.“
Rene Dolling war immer Landwirt im Nebenerwerb. Hauptberuflich arbeitete er zunächst im Garten des Kreisaltenheims, dann als Haustechniker. Jonas Dolling ist Landwirt im Vollerwerb und möchte den Hof in Zukunft übernehmen. „Ich hatte immer schon Spaß daran“, sagt er. „Schon als kleines Kind wollte ich geweckt werden, wenn die Schweine ferkelten. Und mit acht bin ich alleine Treckergefahren.“ Durch seine Ausbildung auf zwei Demeter-Höfen sei er in die Bio-Landwirtschaft „hineingerutscht“. Seit April ist Dolling Mitglied bei Demeter, einem der größten Bioverbände in Deutschland und weltweit. Neben Vater und Sohn unterstützt auch Rene Dollings Lebensgefährtin Nicole Klose den Betrieb, vor allem bei der Büro- und Erntearbeit.
Was ist eine Kreislaufwirtschaft?
Dolling arbeitet nach dem Prinzip der „Kreislaufwirtschaft“. Das bedeutet, so gut wie nichts wird verschwendet, alle Produkte und Rohstoffe kommen wieder irgendwo zum Einsatz: Das Grünland ernährt das Vieh, die Rinder produzieren Mist, der wird kompostiert, Kompost wird zu Dünger – und zack, wächst was Neues. Oder auch so: Die Hühner fressen das Getreide. Den Hühnerdung verteilen die Landwirte als Dünger unter dem Kohl. „So gibt es nie einen Überschuss“, erklärt Rene Dolling. Durch die bewährten Abläufe im Bauernhof-Kosmos findet alles eine Wiederverwendung.
Neben leckerem Gemüse gibt es auf dem Hof Dolling auch frische Eier …
… und Honig aus der eigenen Imkerei. Die Bienenvölker stehen direkt an der Streuobstwiese.
So idyllisch das klingt – einfach ist es nicht, einen kleinen Familienbetrieb wie den der Dollings am Laufen zu halten. Als Biohof können sie nicht garantieren, dass sie immer die gewünschte Menge an Radieschen oder Tomaten liefern können. Gleichzeitig brauchen sie regelmäßige Abnehmer, um wirtschaftlich zu bleiben. Warum klappt das bei Familie Dolling?
Wie kann ein kleiner Biohof heutzutage überleben?
Eine Antwort ist die SoLaWI: Der Biohof liefert seine Produkte an die Solidarische Landwirtschaft „Wildes Gemüse Beckstedt“. Für Dolling bedeutet das mehr Planungssicherheit, ein gesichertes Einkommen und ein geteiltes Risiko: Dort tragen Konsumenten und Produzenten alles gemeinsam – gute und schlechte Ernten.
„Eure Toleranz ist unsere Chance, mit dem Bio-Betrieb weiterzumachen.“
Auch die Zusammenarbeit mit Ratatouille ist für den kleinen Biohof eine richtig gute Sache. „Wir sind ja sehr flexibel“, sagt Paul Wilking. Wenn Dolling ausnahmsweise mal nicht genug Radieschen liefern kann, kann Ratatouille den Rest jederzeit beim Großhändler kaufen.
„Außerdem wissen wir, dass man bei Naturprodukten keine hundertprozentige Kontinuität erwarten kann“, sagt Paul Wilking. Das heißt: Die Radieschen schmecken nicht immer gleich – und das ist voll okay so. Und: „Wir legen nicht so viel Wert auf Form und Optik wie der Einzelhandel, weil das Gemüse ja weiterverarbeitet wird.“ „Eure Toleranz ist unsere Chance, mit dem Bio-Betrieb weiterzumachen“, sagt Rene Dolling.
Herausforderungen sprießen aus dem Boden
Besonders gerne bauen Vater und Sohn Tomaten an. Wie ernähre ich die Pflanzen? Wie bekomme ich die Schädlinge in den Griff? Eine echte Herausforderung sei das, „superinteressant“. Was die beiden Landwirte ansonsten auf Trab hält: sprießendes Beikraut und Insekten. Als Bio-zertifizierter Betrieb verzichtet Dolling auf synthetische Dünge- und Spritzmittel. Also müssen die Landwirte andere Lösungen finden. So düngen sie die Tomaten mit Grünmulch, eine einfache und umweltfreundliche Methode.
Und ja, auch der Klimawandel ist ein Thema: „Das Problem ist, dass wir jetzt diese Extreme haben“, sagt Rene Dolling. Letztes Jahr schlug ihm jemand vor, Kichererbsen anzubauen, weil es ja zwei Jahre so trocken gewesen war. „Das wird mein Jahr“, dachte Rene Dolling sich. Aber Pustekuchen, ausgerechnet dann kam wieder ein feuchtes Jahr – schlecht für Kichererbsen. „Hätten wir so ein Klima wie am Mittelmeer, könnten wir uns besser auf den Wandel einstellen.“ Um sich dennoch gut darauf vorzubereiten, tauschen die Dollings sich auch mit anderen Landwirten aus: Wie kann man auf lange Sicht Wasser im Boden speichern, ohne dass es zu teuer wird?
Darum sind die Eier im Winter manchmal kleiner
Gemüseanbau ist arbeitsintensiv. Das merken auch die Menschen, die Dolling über den SoLaWi-Verein beliefert. „Bei uns hat die Landwirtschaft noch den süßen Beigeschmack, dass wir unsere Endverbraucher kennenlernen“, sagt Rene Dolling.
Nicole Klose liebt den Kontakt mit den Endverbraucher*innen und erklärt gerne, warum die Eier im kalten Januar kleiner sind als im Sommer.
Nicht alle Landwirte wollen diesen direkten Kontakt. Familie Dolling aber liebt ihn – und erklärt dann auch gerne, warum die Eier im kalten Januar kleiner sind als im Sommer: „Das Huhn verbraucht in der Kälte mehr Energie, um die Körpertemperatur zu halten. Da bleibt nicht so viel Energie übrig, um größere Eier zu legen.“
Na bitte – wieder was gelernt! Klingt logisch, oder?
Und woher kommen die Ratatouille Bio-Kartoffeln?
Woher kommen die leckeren Bio-Kartoffeln, die wir in der Ratatouille-Küche zu köstlicher Kartoffelsuppe oder Kürbis-Kartoffel-Gratin verarbeiten? Ein Teil – ziemlich genau 750 Kilo pro Woche – liefert uns das Gut Dauelsberg.